Nachruf Prof. Dr. Schneider Donnerstag, 5. Januar 2023. Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen Lukas 2 Am Christfest ist Prof. Dr. Hans Schneider heimgegangen. Über Jahrzehnte hat er der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus der Union Evangelischer Kirchen in der EKD angehört. Er hat Verantwortung im Geschäftsführenden und Planenden Ausschuss übernommen und mit großer Leidenschaft und höchster Kompetenz deren Publikationsausschuss vorgestanden. In der Kommission war er ein Brückenbauer par excellence. E konnte Gräben überwinden und zwischen Persönlichkeiten überbrücken. Er vermochte es Generationen zu verbinden. Sein Herz schlug für die Förderung des akademischen Nachwuchses. Allen, die ihn in dieser Aufgabe erleben durften, ist er als unvergleichlicher theologischer Lehrer in Erinnerung. Selbst verstand er sich als Kirchenhistoriker, dem es wichtiger war, die Quellen zu kennen und lesen zu können als sie vorschnell verstehen und deuten zu wollen. In seiner Arbeit war er akribisch, in seiner Genauigkeit unerbittlich und als Rezensent manches Mal an Kenntnis seinem Gegenstand voraus an Präzision. In vorbildlicher Weise ist er seiner Landeskirche verbunden gewesen. Das betrifft nicht nur die Arbeit in der Landeskirchengeschichte. Das beschreibt auch den kirchlichen Theologen Hans Schneider in seiner Biographie und seinem Engagement in der Ausbildung von Vikarinnen und Vikaren. Der Reformationsgeschichte hat er mit der Anwendung seiner Gaben wie in einer Summe seines wissenschaftlichen Lebens mit einer Rekonstruktion der Romreise Martin Luthers ein letztes Geschenk gemacht. Der Pietismusforschung hat er mit den beiden Beiträgen zum radikalen Pietismus in der von Martin Brecht verantworteten „Geschichte des Pietismus“ einen Markstein beigelegt. Erinnerlich wird bleiben, dass er selbst immer bei Begriff und Bestimmung der Sache vorsichtiger geblieben ist als viele seiner Rezipientinnen und Rezipienten. Der Zinzendorf-Forschung wird er fehlen. Seine Sachkenntnis ist in das Bibliographische Handbuch eingeflossen. Keinen der bislang erschienenen Bände der kritischen Ausgabe gäbe es ohne seinen kritischen Blick und seine Freimütigkeit darin, Sachkenntnis, Hinweise und Transkriptionen zur Verfügung zu stellen. Nach langer schwerer Krankheit, die ihm auf heimtückische Weise seine große rhetorische Gabe geraubt hat, ist sein Heimgang nicht überraschend gekommen. Gleichwohl trifft uns der Abschied schmerzlich. Hans Schneider ist aus anhaltend unermüdlicher Forschungsarbeit gerissen worden. Er hinterlässt eine Lücke, die sich nicht wird schließen lassen. Er freilich hätte angesichts dieser Feststellung womöglich darauf hingewiesen, dass er doch nicht mehr als Anfänge gelegt habe. Es sei nun an uns. Genau deshalb wird der große Ermutiger Hans Schneider fehlen. Zum Christfest ist er aus dieser Welt in Gottes Heimat gegangen. Den Hinweis auf Simeon hätte er wohl nicht auf sich beziehen wollen. Doch: In seiner wissenschaftlichen Arbeit hat er Augen geöffnet und Hindernisse im Erkennen aus dem Weg genommen. Den die Kommission tragenden Kirchen hat er damit immer aufs Neue und ohne Aufregung einen klaren Hinweis auf den eigenen Auftrag gegeben bei der Quelle zu bleiben. Dr. Thilo Daniel Vorsitzender der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus